Sonntag, 15. Juli 2012

No Lovestory!

1 Jahr. 12 Monate. 365 Tage.
So lang ist es jetzt her, dass wir uns das letzte Mal getroffen haben.
Es war schön. Es war die goldene Hochzeit meiner Großeltern. Ich überwand mich und schrieb ihm eine Sms. Eine Woche nachdem er mir gesagt hat, dass er mich die ganze Zeit (seit Sommer 2010) geliebt hat. Eine Woche nachdem wir feststellten, dass wir nie öffentlich zusammen sein können, weil sein bester Freund mich auch liebte. Er war auch ein sehr guter Kumpel von mir. Wohl auch sowas wie mein bester Freund. Wir hätten ihm das nie antun können. Und trotzdem. Ich habe weiter gehofft, dass es doch irgendwann funktioniert.
“Hey :) Wann haste du mal wieder Zeit? Du fehlst mir.” Es war 23:30 Uhr.
Um Punkt 00:00 Uhr trafen wir uns an der Bushaltestelle im Dorf. Ich hatte ein Kleid an. Es war braun und sehr schön geschnitten. Man sah meine BH-Träger. Meine Haare waren geflochten. Die Absatzschuhe hatte ich ausgezogen, weil mir die Füße wehtaten. Ich hatte sie ja seit Mittag tragen müssen. Barfuß kam ich an. Er war, wie immer, früher da als ich, stand auf, umarmte mich. Betrachtete mich mit einem leichten Lächeln. “Sehr hübsch.”
Wir saßen nebeneinander, erzählten, lachten. Mehrmals waren wir kurz davor uns zu küssen. Dieser magische Moment, wenn du weißt, gleich küsst er dich.
Wir haben uns nicht geküsst. Wussten wir doch beide genau, dass es nicht gut wäre.




Lachend unterhielten wir uns über Essen. Er meinte er braucht kein 5 Gänge Menü, ihm reicht ein Burger von McDonalds. Über eine Stunde war vergangen. Viel zu schnell. Meine Schwester rief mich an: “Wo bist du hin?” “...bin noch mit Luise im Dorf spazieren.” Er versuchte was dazwischen zu rufen, ich musste lachen und gab ihm einen Klaps auf’s Bein.
Ich schätze, meine Schwester wusste was los war und fragte nicht weiter nach. Ich versprach ihr, nicht mehr so lange weg zu bleiben.
Seine Hand war mittlerweile auf meinem Oberschenkel, unter meinem Kleid. Ich glaube mein Blick signalisierte ihm, dass es nicht gut war. Das schlechte Gewissen holte mich ein.
Wir redeten und redeten. Dann immer wieder Pausen, in denen wir uns einfach nur anschauten. Diese Momente waren magisch und sagten mehr, mehr als 1000 Worte.
Er tippte auf seinem Handy herum. Dann vibrierte meins. “Ohman, sicher meine Schwester...” Er grinste. Sie war nicht von meiner Schwester. Sie war von ihm.
“Sex? :)” Ich lachte. “Dazu musst du es erstmal schaffen, mich zu verführen.” Stille.
Ich weiß nicht mehr genau was dann passierte. Eigentlich passierte überhaupt nichts. Es war 02:00 Uhr und ziemlich kalt. Wir entschieden, dass wir nach Hause gehen. Er umarmte mich. “Wir schreiben!”
Damals dachte ich, er meint es ernst. Hätte ich gewusst, dass danach alles anders kommt, hätte ich mich nicht mit ihm getroffen. Ich wusste ja nicht, dass es das allerletzte Mal sein würde, dass er mich in den Arm nimmt.



28. Juli 2011
Es sind einige Tage vergangen. Wir haben öfters geschrieben, uns aber nicht getroffen. Eine “Wette” ist entstanden. Es ging ums Nacktbaden in der Talsperre und ich meinte er würde sich das eh nicht trauen und allein will ich nicht rein.
21 Uhr waren wir verabredet. Er wollte mich abholen, wir wollten an die Talsperre. Baden.
Ich war 15. Ich war 15 und total verliebt. So etwas habe ich noch für keinen gefühlt. Er war 17. Mit ihm wollte ich mein erstes Mal haben. Das wusste er.

Ich saß auf den Stufen vor meinem Haus. Meine Eltern waren im Urlaub. Ich hatte mir das Datum fett im Kalender angestrichen. Ich war aufgeregt wie nie.
21:05 Uhr. Okay, sicher hat er etwas Verspätung, weil er seine Kippen noch suchen muss.
21:10 Uhr. Mopedgeräusche. Ich stand auf. Ein rotes Moped - nicht er. Seins ist grün.
Ich schrieb meiner besten Freundin eine “Panik-sms”. Sie beruhigte mich etwas.
21:15 Uhr. Noch immer sitze ich auf den Stufen. Einige Nachbarn schauen schon verwirrt aus dem Fenster. Ich schreibe ihm eine sms: “Wo bist du?” Keine Antwort.
21:20 Uhr. Meine beste Freundin Luise kam runter. Sie ermutigte mich, ihn anzurufen.
21:30 Uhr. Es tutet. Lange. Kurz bevor ich auflegen will, geht jemand ran. Gelächter im Hintergrund. Eine Mädchenstimme: “Hallo??” Ich lege auf.

In diesem Moment wurde mir alles klar. Er hatte nie vor, zu mir zu kommen. Er hat mich schon lange nicht mehr geliebt. Ich war geschockt. Extrem. Nicht mal weinen konnte ich. Luise und ich standen da. Beide sprachlos. Dann liefen wir ein Stück, erzählten. Keine einzige Träne.

30.Juli 2011
Es ist Markt in einem Dorf aus der Nähe. Den Gedanke an ihn, habe ich verbannt. Noch immer ist keine einzige Träne geweint.
Auf dem Fest tranken wir. Dann sah ich ihn. Aber er war nicht allein. Er war mit einem Mädchen unterwegs. Sie wirkte eitel. Als sie mich sah, lachte sie. Sie hielten Händchen.
Noch immer keine Träne. Nur Schock und Tausende Gedanken.
Die ganze Jugend hatte sich im Laufe des Abends hinter der Bar eingefunden. Zum Glück saß er woanders, ca. 4m entfernt.
Mit jedem Glas Wein, Wodka oder was auch immer ich trank, wurde ich trauriger. Ich schrieb meiner Schwester eine Sms. Ich fasste mich kurz und doch war alles enthalten. Dass wir uns wieder getroffen haben, dass wir uns verabredeten, dass ich mit ihm schlafen wollte, dass er mich sitzen lies, dass er mit einer anderen da ist.
3 Minuten später klingelte mein Handy. Es war meine Schwester. Ich stellt mich abseits unter einen Baum, um etwas Ruhe zu haben. “Was ist denn passiert?” Dann brach es aus mir heraus. Ich konnte nichts sagen. Nur weinen. Ich brach unter diesem Baum zusammen. Irgendwann brachte ich wieder ein paar Worte raus. Meine Schwester beruhigte mich. Irgendwann kamen Luise, Jasmin und Phillip. Sie versuchten mich zu trösten.
Menschen die an mir vorbei gingen, warfen mir verstörte Blicke zu. Aber das war mir egal. Ich weiß nicht, wie lange ich da im Dreck saß, unter diesem Baum. Aber er und sie haben es auf jeden Fall mitbekommen. Sie saß mit dem Rücken zu mir, aber er saß so, dass er mich genau sehen konnte. Ich frage mich noch heute, was er in diesem Moment gedacht hat. Ob er wusste, dass ich wegen ihm so fertig bin?

Irgendwann bin ich dann mir Luise heimgelaufen. Der Weg kam mir endlos lang vor. Ich war so fertig mit den Nerven. Zuhause angekommen, zeriss ich meine ganze Fotowand, löschte alle Bilder von ihm und alles sms.
Was habe ich ihm getan, dass er mir so etwas antun musste? Ich habe ihn nie belogen oder betrogen. Ich war immer ehrlich. Er wusste, wie viel ich für ihn empfinde. Aber scheinbar, war ihm das egal. Er hat mich zu einer Lachnummer gemacht. Allen hat er es erzählt. Alle haben gewusst, dass ich ihn liebte und alle kannten sie sms, die ich ihm schrieb.
Am nächsten Tag auf Facebook: “B.... ist in einer Beziehung mit R...” 7 Likes.
Tagelang heulte ich. Nachts konnte ich nicht schlafen. Ich ertränkte die Sorgen immer öfter in Alkohol.


Und heute? Heute habe ich gelernt damit zu leben. Ich habe keinen Hass für diesen Junge. Ich liebe ihn. Immer noch. Wenn ich ihn sehe, will ich ihn in dem Arm nehmen und ihm sagen, dass ich nicht sauer bin, dass ich immer für ihn da bin. Ich vermisse ihn. Ich träume von ihm. Ich bin ständig auf seinem Facebookprofil, obwohl ich die Freundschaft gelöscht habe.
Er hat mir alles bedeutet. Er war meine 1. große Liebe. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Er fehlt mir, jede Sekunde.



2 Kommentare:

  1. Der Text ist so schön geschrieben, viel zu traurig, dass das alles wirkich passiert ist.

    Fühl dich umarmt.

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