Sonntag, 5. August 2012

"Jede 2. Frau wurde bereits Opfer sexueller Übergriffe"

Ich war mit Luise bei meinem besten Freund, um Silvester zu feiern. Der Sekt floss schon vor 00:00 Uhr in Strömen - zumindest bei mir. Ich war gut dabei und weil uns dann langweilig war, sind wir schon um 22 Uhr durch die Straßen gezogen. Unterwegs trafen wir dann IHN und 2 andere Kumpels. Zusammen gingen wir wieder ins Haus und feierten.

Die Zeit verging, bei jedem stieg der Alkoholpegel. Meine Freundin lag mittlerweile bei einem der anderen Jungs im Arm.

Ich saß neben IHM und wir redeten und lachten. Ich kann mich nicht mehr genau an alles erinnern, aber plötzlich standen wir zu 2. im Flur. Bei mir hatte der Alkohol bereits etwas nachgelassen, wie genau es bei ihm war weiß ich nicht mehr. Er fing an mich zu umarmen. Alles schön und gut, doch von einem Moment auf den anderen war da keine Zärtlichkeit mehr da. Er nahm mich und zog mich mit ins Badezimmer. Hinter uns drehte er den Schlüssel um und machte das Licht aus. Alles ging so schnell, dass ich gar nicht wusste, was ich tun sollte. Ich hatte plötzlich sehr Angst vor ihm. Er packte mich und drückte mich mit aller Kraft an sich heran. Ich wollte schreien, aber meine Stimmbänder versagten. Ich war in dem Moment total überfordert. Dann versuchte er mir meine Klamotten auszuziehen. Durch den Alkohol im Blut stellte er sich glücklicherweiße ziemlich dämlich an.
Scheinbar blieb unser Verschwinden nicht unbemerkt. Irgendwer klopfte an der Tür. Es war Luise. In dem Moment konnte ich endlich wieder etwas sagen. “Hol mich hier raus!” Es wurde an der Tür gerüttelt, aber diese war ja verschlossen. Dann kam mein bester Freund hinzu und schrie von außen, dass ER keinen Scheiß machen und die Tür wieder auf machen soll. Ich schaute ihn an: “Bitte mach auf”. Er öffnete die Tür und ich fiel regelrecht heraus. Irgendwie kann ich mich nur noch an Luise erinnern, die vor der Tür stand. Ich fiel auf die Knie, fühlte mich, als hätte ich einen riesigen Ausdauerlauf hinter mir. Meiner Atmung nach, hörte sich das auch so an.

Nach diesem Abend hatte ich immer wieder Alpträume. Wenn man sich das als Auferstehender durchliest, denkt man sicher “Das war ja gar nichts, soll sie doch froh sein, dass sie nicht richtig vergewaltigt worden ist”. Das bin ich auch.
Trotzdem, seit dieser Nacht hasse ich Berührungen jeder Art, nochmehr als vorher. Ich kann es nicht ertragen, wenn mich jemand lange oder generell umarmt.
Ich dachte mittlerweile komm ich damit klar was passiert ist. Es ist okay, gehört halt zur Vergangenheit. Aber im April, als ich zur Klassenfahrt war, passierte es. Ich war angetrunken und ein Kumpel wollte mich festhalten, damit ich nichts “anstelle”. Plötzlich waren alle Erinnerungen wieder da. Ich bekam einen Nervenzusammenbruch.

Ich weiß nicht warum ich euch das hier “erzähle”. Wahrscheinlich, weil ich mich selbst gern verstehen würde und den Grund, warum mich das heute alles noch so fertig macht.
Vor lauter Wut auf mich, ihn und das ganze geschehen, habe ich mir “real men don’t rape” ins Bein geritzt. “Richtige Männer vergewaltigen nicht.” Denn er war der Junge den ich so lieb(t)e.




You’d think a year later things would be better.

I’ve got a wonderful boyfriend. Supportive family. Great friends. The best teammates in the world. Coaches teachers who care about me. Really, I’ve got it all.

You’d think a year later things would be better. They’re not.


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